Versteckte und sinnlose Anglizismen

Wenn ihr eine bestimmte Situation betrachtet und darin eine Logik entdeckt, der ihr zustimmen könnt, sagt ihr wahrscheinlich auch gerne, dass es „Sinn macht“. Warum eigentlich? Wäre es nicht viel schöner zu sagen, dass etwas einen Sinn hat oder sinnvoll ist? Zu den entsprechenden negativen Formulierungen ergibt sich natürlich eine ähnliche Gegenüberstellung. Aber nun fragt ihr euch vielleicht, wo der Unterschied ist. Die Antwort ist ganz einfach: Die Version „es macht Sinn“ ist ein sinnloser Anglizismus, abgeleitet vom englischen Ausdruck „it makes sense”.

Hier trifft ein Deppenapostroph auf ein sinnloses Leerzeichen.
Foto: Claus-Joachim Dickow, Bahnhofsgrill in Fulda, CC BY-SA 3.0

Ich wehre mich nicht grundsätzlich gegen alle Anglizismen. Natürlich gibt es einige Wörter auch aus der englischen Sprache, die das Deutsche bereichern und Dinge bezeichnen, für die es kein etabliertes deutsches Wort gibt. Niemand muss mit dem „Stöberer” ins „Weltnetz” gehen, wenn er stattdessen mit Hilfe eines Browsers das Internet erkunden kann. Es wäre auch albern, wenn man von „Stranddirektball” spräche, wenn man doch eigentlich die schöne Sportart Beachvolleyball meint.
Aber wenn wir Texte schreiben, sollten wir das mit dem nötigen Bewusstsein und der Liebe für die Sprache tun. Im Fall von Anglizismen sollten wir uns immer fragen, ob es nicht ein mindestens genauso gutes deutsches Wort gibt, das oft auch noch viel schöner klingt. Ein Beispiel wäre Blickfang statt „Eyecatcher“.

Ich möchte hier und jetzt nicht auf all die Standard-Beispiele vom Handy bis zum Public Viewing eingehen, die man mit dem Suchbegriff „Anglizismus” findet. Stattdessen möchte ich die Aufmerksamkeit wie zu Beginn dieses Beitrags besonders auf die nicht ganz so offensichtlichen Einflüsse der englischen Sprache lenken.

Ein weiterer versteckter Anglizismus, die mir auch als Korrekturleser häufig begegnet ist und fast schon als sprachliche Seuche erscheint, ist der Ausdruck „in 2018” (natürlich mit jeder beliebigen Jahreszahl möglich). Wenn man das in einem englischsprachigen Text liest und die Zahl dementsprechend englisch ausspricht, ist das völlig in Ordnung. Aber im Deutschen schreiben wir entweder „im Jahr 2018” oder nur die Jahreszahl.

Ebenfalls als versteckten Anglizismus betrachte ich die immer weiter verbreitete Getrenntschreibung, z.B. bei den Namen diverser Einrichtungen oder Wettbewerbe. Wenn solche Bezeichnungen komplett aus englischen Wörtern bestehen (z.B. Champions League), ist das noch in Ordnung. Aber bei Museen, Schulen, Instituten u.ä. sollte man doch die Kopplung, also die Schreibweise mit Bindestrich verwenden, also beispielsweise Leopold-Hoesch-Museum, Anne-Frank-Gymnasium und Max-Planck-Institut. Das gilt auch, wenn englische und deutsche Wörter aufeinandertreffen. Ein Spiel in der Champions League ist – sprachlich betrachtet – etwas anderes als ein Champions-League-Spiel.

Es gibt noch diverse weitere Beispiele, die ich hier nur kurz nennen möchte, um den Umfang meines Beitrags nicht unnötig in die Länge zu ziehen.

  • Der vor allem in der Wirtschaft und Politik verwendete Ausdruck „am Ende des Tages” ist eine falsche Übersetzung des englischen Begriffs at the end of the day. Letzteres lässt sich im Deutschen viel besser mit „schließlich“ oder „letzten Endes“ wiedergeben.
  • Die Wörter „realize” (englisch) und „realisieren” (deutsch) haben ursprünglich nicht den gleichen Bedeutungsumfang.
  • Das Deppenapostroph wurde bereits auf unzähligen Schildern fotografiert.

Fazit: Nicht jeder Anglizismus ist schlecht, aber viele Verwendungen sind sinnlos oder sogar falsch. Besondere Aufmerksamkeit ist bei versteckten Anglizismen geboten.