Kölsche Grammatik

Das Kölsche ist ein Dialekt der deutschen Sprache. Allerdings beschränken sich die Unterschiede zwischen dem Dialekt und der Standardsprache nicht auf Unterschiede in der Aussprache. Wer richtig Kölsch sprechen möchte, muss sich mit einigen grammatischen Eigenheiten auseinandersetzen.

Verben

Bei den kölschen Verben zeigen sich einige Vereinfachungen gegenüber dem Standarddeutschen. Der Infinitiv endet üblicherweise nicht auf -en, sondern -e. Einige Verben haben im Infintiv gar keine Endung.

  • luure, fiere, hüre
  • donn, jonn, han

Die weitere Konjugation ist deutlich reduziert, weil mehrere Personen die gleiche Form haben. Einige Verben haben unregelmäßige Konjugationsformen.

  • ich luure, do luurs, hä luurt, mir luure, ihr luurt, se luure
  • ich jonn, du jehs, hä jeht, mir jonn, ihr joot, se jonn
  • ich han, do häs, hä hät, mir han, ihr hat, se han

Wie in der hochdeutschen Umgangssprache vernachlässigt der Kölner gerne das Imperfekt, das fast nur bei den Verben sin (sein) und han (haben) verwendet wird. Ansonsten kommt das Perfekt zur Anwendung, um die Vergangenheit auszudrücken. Das Partizip wird meistens mit der Vorsilbe je- (entspricht dem standarddeutschen ge-) gebildet. Zu beachten ist dabei, dass kurze Vokale oft verlängert werden: gemachtjemaat. Eine Besonderheit des Kölschen ist die rheinische Verlaufsform. Diese Form entspricht dem englischen Progressive (doing). Sie beschreibt Handlungen, die gerade im Moment geschehen.

  • Ich ben dat Booch am söke. – Ich suche gerade das Buch.
  • Hä es am brassele. – Er arbeitet/hantiert gerade.

Substantive

Bei den kölschen Substantiven fällt auf, dass die Anzahl unterschiedlicher Kasus geringer ist als im Deutschen. Nominativ und Akkusativ sind immer identisch.

  • Dä Kääl kütt heem. – Der Mann kommt heim.
  • Dat Mädche süüt dä Kääl. – Das Mädchen sieht den Mann.

Für den Genitiv hat der kölsche Dialekt eine besondere Form entwickelt. Beim Wem-sing-Genitiv steht der Besitzer im Dativ und wird durch ein Possessivpronomen mit dem Bezugswort verbunden.

  • Wem sing Huus es dat? Dat es däm Pitter sing Huus.
    Wessen Haus ist das? Das ist Peters Haus.
  • Wem sing Täsch es dat? Dat es dä Frau ihre Täsch.
    Wessen Tasche ist das? Das ist die Tasche der Frau.

Der Kölner benutzt den Genitiv auch, um eine Person der Familie zuzuordnen. Statt den Vornamen und danach den Familiennamen zu nennen, setzt er den Nachnamen in den Genitiv und den Vornamen dahinter. So wird aus Katharina Meier et Meiers Kätche und aus Josef Müller Müllers Jupp.

Das grammatische Geschlecht (Genus) tritt im Kölschen in den üblichen drei Varianten maskulin, feminin, neutrum auf. Allerdings stimmt das Genus vor allem bei weiblichen Personen nicht mit dem natürlichen Geschlecht überein, weil Mädchen und Frauen zum Neutrum werden, wie das bereits erwähnte Beispiel mit Kätche zeigt. Während dä Minsch maskulin ist, verweist dat Minsch auf eine Frau.

Im Numerus kennt das Kölsche Singular und Plural. Zur Bildung der Mehrzahl gibt es ähnlich viele Varianten wie im Standarddeutschen. Der Plural kann unter anderem durch Suffixe wie -e und -er oder durch Umlaut entstehen; manchmal sind beide Formen identisch.

  • Aap / Aape, Fründ / Fründe
  • Hohn / Höhner, Wiev / Wiever
  • Pott / Pött, Kopp / Köpp
  • Sching / Sching

Phonologie

Die Phonologie ist die Lehre von der Verwendung der Laute in der Sprache. In der Aussprache des Kölschen gibt es einige deutliche Unterschiede zur Standardsprache. Diese Differenzen zeigen sich beispielsweise bei der Frage, ob in einem Wort ein einfacher Vokal oder ein Diphthong (Doppellaut) vorkommt. Oft benutzt das Kölsche die einfachen Vokale, wo das Standarddeutsche Doppellaute aufweist. In diesen Fällen hat der Dialekt eine ältere Entwicklungsstufe der deutschen Sprache bewahrt. Der umgekehrte Vergleich ist allerdings auch möglich.

  • Haus – Huus, Schein – Sching, Bauer – Buur, Zeit – Zick
  • Soße – Zauß, flöten – fleute

Das Kölsche bevorzugt oft lange Vokale. Diese können sogar Konsonanten verdrängen, zum Beispiel ein r, das zwischen einem Vokal und einem anderen Konsonanten steht.

  • machen – maache, Gesicht – Jeseech
  • Karte – Kaat, warten – waade, Stern – Stään, Sorten – Zoote

Der Laut g kommt im Kölschen nur im Inneren eines Wortes oder einer Silbe vor. Im Anlaut wird es durch j ersetzt und am Silbenende als ch (entweder Ach- oder Ich-Laut).

  • gut – jood, Glück – Jlöck, ganz – janz, liegen – lieje
  • Tag – Daach, Zug – Zoch, ewig – iwich

Auch bei weiteren Konsonanten hat das Kölsche gegenüber dem heutigen Standarddeutschen auf einen älteren Zustand bewahrt. So blieb das p statt des pf und das v statt des b erhalten.

  • Pferd – Pääd, Pfanne – Pann, Kopf – Kopp
  • ab – af, geben – jäve, Reibekuchen – Rievkooche

Der Kölner zeigt eine sehr flüssige Sprachmelodie. Dazu werden Endungen gestrichen, aber manchmal auch Buchstaben hinzugefügt (vor allem der Vokal e). Wörter werden so eng verbunden, dass sie manchmal wie ein Wort klingen; extreme Beispiele sind die Ausdrücke wie lommer (loss mer) oder hammer (han mir). Die folgenden Sätze verdeutlichen den kölschen Singsang.

  • Lommer denne ens zeije, woröm m’r_esu_jään schwaade!
    Lasst uns denen mal zeigen, warum wir so gern reden.
  • Dat han_ich_ald öm ellef_Uhr jesin.
    Das hab ich schon um elf Uhr gesehen.