Geschichte der lateinischen Sprache

Die Geschichte der lateinischen Sprache ist eng verbunden mit dem historischen Erfolg des Römischen Reiches und den Auswirkungen der Antike auf die spätere Kultur Europas. Sie begann mit der Gründung der Stadt Rom im achten Jahrhundert vor Christus. Die Sprache erhielt ihren Namen von der Gegend Latium, die die spätere Weltmetropole umgab. Aus frühesten Zeugnissen entwickelte sich das Altlatein, bevor es rund um die Zeitenwende mit dem klassischen Latein zum Höhepunkt der Entwicklung kam. Obwohl es als tote Sprache gilt, behielt Latein auch im Mittelalter und der Neuzeit eine große Bedeutung.

Altlatein

Aus den früheren Jahrhunderten sind nur ganz wenige Inschriften erhalten. Die bekannte lateinische Literatur begann 240 v. Chr. mit Livius Andronicus, der eine Übersetzung der griechischen Odyssee verfasste. Dieses Jahr gilt als Beginn der altlateinischen Epoche. Die bekanntesten Autoren aus dieser Zeit sind die Komödiendichter Plautus und Terenz. Grammatisch sind einige Veränderungen bei Vokalen interessant, vor allem der Wechsel von Diphthongen zu Monophthongen, also von Doppellauten zu einfachen Vokalen.

Klassisches Latein

Das klassische Latein entstand in der Zeit des ersten Jahrhunderts vor und nach Christus. Es erhielt seine besondere Bedeutung durch die Literatur. Gebildete Autoren wie Cicero, Vergil und Ovid hatten ein so hohes Ansehen, dass die Sprache, die sie in ihren Werken verwendeten, als perfekt galt und später nur noch im Vokabular geändert wurde. Deshalb ist diese Epoche, in der auch Seneca aktiv war, einerseits der eindeutige Höhepunkt der lateinischen Geschichte, aber andererseits der Zeitpunkt, an dem Latein zur toten Sprache wurde. Durch die erfolgreiche Expansion des Imperium Romanum brachten die Eroberer ihre Sprache bis nach Spanien und Nordafrika. Das einfache Volk, das sich zunehmend von der Oberschicht distanzierte, entwickelte mit dem Vulgärlatein eine eigene Varietät. Daraus entstanden später die romanischen Sprachen, zu denen Italienisch, Spanisch und Französisch gehören.

Mittellatein

Nachdem sich Latein nach der klassischen Epoche durch den Einfluss der Umgangssprache zunehmend vereinfacht hatte, begann mit dem Mittelalter eine neue Zeit. Karl der Große förderte die Sprache durch die Klosterschulen in seinem Reich. Einhards Biografie Vita Karoli Magni ist ein bekanntes Beispiel für die lateinische Literatur des Mittelalters. Eine wichtige Rolle spielte außerdem die katholische Kirche, die Latein als Sprache für ihre Dokumente und Rituale nutzte.

Humanismus und Neuzeit

Humanisten wie Petrarca bemühten sich in der Renaissance darum, das klassische Latein wiederzubeleben, das ihrer Meinung nach durch die mittelalterlichen Einflüsse geschwächt war. Da die einzelnen nationalen Sprachen jedoch immer erfolgreicher und beliebter wurden, beschränkte sich die Verwendung des Lateins ab dem 17. Jahrhundert auf Wissenschaftler und Philosophen. Bedeutende Wissenschaftler wie Kopernikus, Galilei und Newton vermittelten ihre Erkenntnisse in lateinischer Sprache, die außerdem für die Klassifikation von Lebewesen benutzt wurde. Descartes und Schopenhauer philosophierten auf Latein. Humboldt förderte den Schulunterricht in der klassischen Sprache.

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