Abkürzungen: Im Aküfi nicht den Überblick verlieren

Kurzmitteilungen sind in der heutigen Welt beliebt. Wir wollen viele Informationen möglichst schnell und kompakt übermitteln. Zugleich ist die deutsche Sprache traditionell von vielen langen Wörtern und komplexen Ausdrücken geprägt. In diesem Konflikt helfen Abkürzungen, um die Informationen zu verdichten. Man muss allerdings aufpassen, dass man im Abkürzungsfimmel (Aküfi) nicht den Überblick verliert. Die Adressaten müssen noch verstehen, was sich hinter einer Abkürzung verbirgt.

Mit Abkürzungen kommt man auf einem Trampelpfad und in der Sprache schneller zum Ziel. Allerdings kann der Weg dadurch auch anstrengender werden.

SMS verstärkte Bedarf an Abkürzungen

Schon seit es schriftliche Sprache gibt, nutzen Menschen aus verschiedenen Anlässen Abkürzungen. Eine Erfindung, die einen richtigen Boom für die verkürzte Sprache auslöste, feierte vor wenigen Tagen ihren 30. Geburtstag. Die SMS ist nicht nur selbst eine Abkürzung (für Short Message Service), sondern zwang die Nutzer mit der Begrenzung auf 160 Zeichen auch dazu, ihre Mitteilungen zu verdichten. Da führte in der privaten Kommunikation zum Beispiel dazu, dass eine Liebesbekundung auf HDGDL (hab dich ganz doll lieb) schrumpfte oder man mit GN8 eine Gute Nacht wünschte. Apropos Gefühle: Noch kreativer wurden die Menschen, indem sie aus Satzzeichen kleine Bilder schufen. Aus einem Doppelpunkt, einem Strich und einer geschlossenen Klammer wurde der Smiley, der Urtyp aller heutigen Emojis, die wir heute als bunte Grafiken in WhatsApp oder anderen Messengern nutzen.

Nicht lesbare Buchstabenfolgen

Nicht nur inhaltlich, sondern auch grammatisch oder formal gibt es verschiedene Arten von Abkürzungen. Viele dieser Verkürzungen bestehen aus einer Reihe von Buchstaben, die einzeln nacheinander genannt werden müssen, weil man sie nicht zusammen aussprechen kann, ohne die Zunge zu verrenken. Dazu gehören die Kürzel vieler politischer Parteien (SPD, CDU, FDP), Fernsehsender (ARD, ZDF, RTL), Begriffe aus der Online-Technik (CSS, HTML) oder rechtliche Abkürzungen wie GmbH. An dem letzten Beispiel sieht man, dass manche Abkürzungen zwischen Groß- und Kleinbuchstaben wechseln, wenn die ursprünglichen Wörter klein geschrieben werden. Einen Sonderfall bilden Abkürzungen von Maßeinheiten, bei denen man nicht den/die Buchstaben liest, sondern das dazugehörige Wort ausspricht. So man bei einem geschriebenen 12 cm oder 2 l trotzdem „zwölf Zentimeter“ bzw. „zwei Liter“.

Von Akronymen zu Wörtern

Spannender ist der Blick auf die Akronyme. Hinter diesem Fachbegriff verbergen sich Abkürzungen, die wie Wörter lesbar sind. Sprachwissenschaftler unterscheiden dabei mehrere Unterkategorien. Initialwörter werden aus den Anfangsbuchstaben der einzelnen Bestandteile gebildet, zum Beispiel NATO aus North Atlantic Treaty Organization. Da sie so gut lesbar sind, werden solche Abkürzungen oft nicht komplett in Großbuchstaben, sondern wie ein normales Wort geschrieben. Das kann sogar dazu führen, dass sie gar nicht mehr als Akronyme wahrgenommen werden. Wusstet ihr, dass Laser eigentlich „light amplification by stimulated emission of radiation“ heißt? Aber nicht alle lesbaren Abkürzungen werden so behandelt. Die drei Buchstaben der USA wären als Ganzes lesbar, aber wir buchstabieren es trotzdem. Aufpassen muss man bei einem Übergang zum Wort auch, wenn es zu Verwechslungen kommen kann. Der BUND ist etwas anderes als der Bund und ELSTER kein Vogel. Die beiden letzten Fälle kann man wegen dieser Überschneidung noch genauer als Apronym kategorisieren.

Akronyme können auch mehr als nur die ersten Buchstaben des Ursprungswortes übernehmen. Dann sind es sogenannte Silbenwörter. Beispiele dafür sind Kripo (Kriminalpolizei), Schiri (Schiedsrichter), Kita (Kindertagesstätte), Stasi (Staatssicherheit), Modem (Modulator-Demodulator) oder die ehemals beliebte Frisur Vokuhila (Vorne kurz, hinten lang). Hier wird noch deutlicher, wie Abkürzungen als normale Wörter wahrgenommen können. Diese Möglichkeit haben auch viele bekannte Firmen genutzt. Wir kennen zum Beispiel alle Haribo (Hans Riegel Bonn) und Hanuta (Haselnusstafel). Verwandt mit den Silbenwörtern sind übrigens Kofferwörter wie Smog (smog + fog) oder Motel (motor + hotel).

Abkürzungen verwenden – Pro und Contra

Die verkürzten Schreibweisen machen das Leben in vielen Fällen einfacher. Wir können wie schon erwähnt mehr Informationen mit der gleichen Zeichenanzahl übermitteln. Außerdem werden viele Texte mit Abkürzungen leichter lesbar. So ist beispielsweise der Ausdruck „SPD-Politiker“ schneller zu erfassen als „Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands“. Listen von deutschen Bundespräsidenten werden mit Parteikürzeln übersichtlicher und Sportfans haben es einfacher, wenn ein Verein als SV oder FC plus Ortsname genannt wird, statt jedesmal Sportverein oder Fußballclub auszuschreiben. Besonders hilfreich sind Abkürzungen also, wenn sie allgemein bekannt und damit in der Sprache etabliert sind. Das gilt auch für typische Abkürzungen wie usw. für „und so weiter“ und z.B. für „zum Beispiel“. Bei allgemein bekannten Abkürzungen muss man noch nicht mal unbedingt den Ursprung kennen. Wenn in einem Bericht von DNA-Spuren die Rede ist, wissen die meisten Leser, worum es geht, auch ohne DNA als „deoxyribonucleic acid“ auflösen zu können.

Umgekehrt wird es schwierig, wenn die Abkürzung eben nicht allen geläufig ist. Bei vielen Buchstabenkombinationen für technische, rechtliche oder wissenschaftliche Organisationen oder Dinge wissen nur Experten des jeweiligen Themas, worum es geht. Manchmal sieht man am Wissen über bestimmte Abkürzungen auch die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Gruppe, kann also die Insider erkennen. Das ist zum Beispiel beim Netzjargon der Fall, also dem Aküfi, der in Chats oder anderer Online-Kommunikation verwendet wird. Kuriose Blüten treibt das Thema Abkürzungen, wenn es um deutsche Gesetze geht. Erst sind die offiziellen Namen neuer Gesetze ewig lang, dann sind sie auch mit Abkürzungen wie KiQuTG nicht verständlicher, sodass schließlich Bindestrich-Werbebegriffe wie Gute-Kita-Gesetz erfunden werden.

Man kann natürlich in der Wikipedia oder in Verzeichnissen wie abkuerzungen.de nachsehen, aber das ist unnötig kompliziert. Wenn trotzdem die Allgemeinheit angesprochen werden soll, muss die Abkürzung erklärt werden. Man kann dazu am Anfang des Textes das Wort ausschreiben, die Abkürzung in Klammern setzen und dann im weiteren Verlauf des Textes nur die Kurzform verwenden, so wie ich es gerade mit dem Aküfi getan habe.

Abgekürzte Kunst

Zum Schluss noch etwas Unterhaltsames. Erinnert ihr euch, wie die Fantastischen Vier (kurz: Fanta4) mal fast ein komplettes Lied nur aus Abkürzungen erschaffen haben? Daher verabschiede ich mich in diesem Blogbeitrag MfG.