Mal nicht übertreiben mit dem Superlativ

Wenn du meinst, dass du der „einzigste“ Mensch bist, der mit „maximalstem“ Einsatz das „optimalste“ Ergebnis erzielt, weil sonst alles in einem „Super-GAU“ endet, solltest du diesen Beitrag lesen, damit du in „keinster“ Weise mehr so einen Unsinn redest. Denn es geht diesmal um die Steigerung von Adjektiven, insbesondere im Superlativ, und ähnliche sprachliche Übertreibungen.

Man sollte nicht übertreiben, weder bei riskanten Sprüngen noch beim grammatischen Superlativ.

Der Superlativ in der Grammatik

Adjektive haben die Funktion, ein Substantiv näher zu beschreiben. Wir sprechen zum Beispiel von einer schönen Frau, einem alten Mann oder einem hohen Berg. Neben diesem sogenannten attributiven Gebrauch können die Adjektive auch Teil des Prädikats sein. Dann heißt es zum Beispiel: Die Frau ist schön. Nun gibt es auf der Welt nicht nur eine Frau, einen Mann und einen Berg. Um die unterschiedlichen Personen oder Dinge zu vergleichen, gibt es in der Grammatik die Vergleichsformen. Die erste Steigerungsform nennt man Komparativ: Eine Frau ist schöner als die andere. Die höchste Steigerung ist die Form, um die es in diesem Beitrag geht, nämlich der Superlativ: die schönste Frau, der älteste Mann, der höchste Berg.

Manchmal keine Steigerung möglich

Schauen wir uns nun mal die Wörter genauer an, die ich im ersten Satz in Anführungszeichen gesetzt habe. Sie haben gemeinsam, dass man von ihnen keinen sinnvollen Superlativ bilden kann. Denn sie sind gewissermaßen schon extrem. Der einzige Mensch ist alleine, einsamer kann er nicht sein. In den Adjektiven „maximal“ und „optimal“ steckt schon die Bedeutung, dass sich etwas aus dem höchsten Level befinden. Besser geht es nicht. Wenn etwas auf keine Weise denkbar sind, gibt es eben keine Möglichkeit. Was nicht da ist, kann nicht noch weniger sein. Der Zwiebelfisch zeigt noch mehr Beispiele.

Der sprachliche „Super-GAU“

Von Atomkraftwerken und damit verbundenen Störfällen kennen wir den Ausdruck Super-GAU. Auch da sollte man sich wundern, wenn man weiß, wofür die drei Buchstaben in der Abkürzung stehen. GAU bedeutet nämlich schon „größter anzunehmender Unfall“. Wer gerade aufgepasst hat, weiß bereits, dass „größter“ der Superlativ von „groß“ ist. Super-GAU wäre sprachlich somit ein Super-Superlativ, also eine Steigerung der höchsten Steigerungsform. Wissenschaftlich gesehen gibt es tatsächlich einen Erklärungsansatz dafür. Aber grammatisch gesehen ist es kurios.

Die stilistische Übertreibung

Darf man jetzt seine Allerliebste nicht mehr so bezeichnen, weil die Liebste ja schon der Superlativ ist? Doch, natürlich darf man das. In diesem Fall ist es ein stilistisches Mittel, um zu verdeutlichen, wie groß die Liebe ist. Daher ist es auch in Ordnung, wenn man sagt, dass bestimmte Menschen gleicher sind als andere. Hier steckt in der Vergleichsform ein gewisser Unterton.

Ein Sprachgefühl entwickeln

Die Betrachtung der Superlative zeigt, dass es wichtig ist, ein Sprachgefühl zu entwickeln. Wir sollten nicht einfach so irgendwas sagen oder schreiben, sondern uns die Wörter, die wir benutzen, mal näher ansehen. Dann vermeiden wir nicht nur inhaltlich, sondern auch grammatisch, dass wir Unsinn reden. Wenn ihr noch mehr sprachlichen Blödsinn vermeiden wollt, beschäftigt euch mal mit unnötigen Pluralformen.