Der Ausdruck „deutsche Sprache, schwere Sprache“ wird gerne verwendet, um auszudrücken, wie kompliziert unsere Sprache angeblich ist. Andere Menschen behaupten, Deutsch würde hart und unattraktiv klingen, vor allem im Vergleich zu Spanisch oder Italienisch. In diesem Beitrag möchte ich zeigen, dass die deutsche Sprache durchaus schöne Seiten hat.
Woher kommen die Vorurteile?
Die Einschätzung, dass Deutsch unattraktiv ist, resultiert wohl u.a. aus einer sehr eingeschränkten Sichtweise. Oft denken Menschen außerhalb von Deutschland beim Blick auf unser Land an die Zeit von 1933 bis 1945 und haben eine harte, böse Aussprache und negatives Vokabular im Kopf. Auch ohne diese zeitliche Einschränkungen werden Deutsche als direkt, offen und ehrlich wahrgenommen, was manchen Menschen nicht gefällt.
Außerdem gilt die deutsche Grammatik in den Vorurteilen als kompliziert. Vier verschiedene Fälle (Kasus) und die verschiedenen Artikel (der, die, das) erscheinen ziemlich komplex. Doch das ist gar nicht so viel im Vergleich zu anderen Sprachen. Im Lateinischen kennen wir zusätzlich den Ablativ und das Finnische hat beispielsweise 14 Kasus, das Ungarische sogar um die 30.
Große Werke der Weltliteratur
Viele bekannte literarische Werke wurden in deutscher Sprache verfasst. Schriftsteller wie der große Goethe, sein Kollege Schiller oder der romantische Dichter Heinrich Heine schufen Texte, die bis heute immer wieder gelesen und zitiert werden. Luther übersetzte nicht nur die Bibel, sondern bereicherte unsere Sprache enorm. Solche Beispiele zeigen, wie viele Gefühle, Ideen und Gedanken man mit dem angeblich so unattraktiven Deutsch ausdrücken kann.
Auch Wörter sind Exportschlager
Wirtschaftlich gilt Deutschland als Exportnation. Das können wir auch über die deutsche Sprache sagen. Dass es Wörter wie „Kindergarten“ und „Schadenfreude“ ins Englische geschafft haben, ist allgemein bekannt und natürlich sind mit kulinarischen Spezialitäten und historischen Themen die entsprechenden Vokabeln verbunden. Aber die Übernahme deutscher Wörter hat nicht nur das Englische beeinflusst, sondern ist weltweit ein Exportschlager. Auch im Albanischen, Finnischen, Koreanischen, Russischen, Swahili und anderen Sprachen sind Begriffe zu finden, in denen wir einen deutschen Ursprung erkennen.
Dialekte machen die deutsche Sprache vielfältig
Innerhalb Deutschlands und der deutschsprachigen Länder gibt es ebenso eine große Vielfalt. Deutsche Sprache ist mehr als nur Hochdeutsch. Wir haben Dialekte, die sehr unterschiedlich klingen, ihr eigenes Vokabular entwickeln und eine eigene Kultur ausdrücken. Von Norddeutsch bis Schwäbisch, von Kölsch bis Sächsisch, von Bayrisch bis Schweizerdeutsch. Mehr dazu in meinem vorherigen Beitrag:
Komposita ermöglichen unendlich lange und viele Wörter
Wie kaum eine andere Sprache nutzt die deutsche Sprache ein grammatisches Phänomen, das man Komposition nennt. Dabei geht es nicht um Musik, sondern darum, mehrere kleinere Wörter zu einem großen Wort zu kombinieren. Im Deutschen werden die einzelnen Bestandteile einfach aneinandergehängt, um Neues entstehen zu lassen. So wachsen die Möglichkeiten weit über die rund 150.000 Wörter im Duden hinaus.
Manchmal sorgen ein oder zwei Buchstabe(n) dafür, dass die Fuge zwischen den Wörtern geschlossen wird. Die alternative Verbindung über einen Bindestrich wurde in jüngerer Vergangenheit in der Politik beliebt. So entstehen neben dem bekannten Wort über einen Kapitän auf der Donau auch Begriffe wie die Sauregurkenzeit. Wenn man dann noch Adjektive und Substantive zusammen nutzt, erhält man eine eierlegende Wollmilchsau.
Die deutsche Sprache beschreibt Dinge anschaulich
Das letzte Beispiel deutet darüber hinaus an, wie anschaulich die deutsche Sprache Dinge beschreibt. Ein Kühlschrank ist ein Schrank, in dem es kühl ist, der Handschuh ist ein Schuh für die Hand. Der Augenblick dauert genau so lang, wie man mit einem Blick der Augen verweilen kann, bis man wieder blinzelt. Wer splitterfasernackt ist, hat keinen einzigen Splitter und keine Faser mehr auf seinem nackten Körper. Zu den in andere Sprachen exportierten deutschen Wörter gehört das Fingerspitzengefühl. Dieses Wort zeigt, wie berührungsempfindlich unsere Fingerspitzen sind, und beschreibt im übertragenen Sinn auch ein vorsichtiges Vorgehen.
Das anschauliche Beschreiben beschränkt sich nicht allein auf einzelne Wörter, sondern ist auch an einigen schönen Redewendungen zu erkennen. Wer schon mal richtig die Zähne zusammenbeißen musste, spürt die beschriebene Handlung ebenso körperlich wie den in der Zoologie sonst nicht bekannten inneren Schweinehund. Die deutsche Sprache hat selbst für eigentlich negative Gefühle so schöne Wörter wie „mutterseelenallein“.
Der positive Blick von außen auf die deutsche Sprache
Am Anfang ging es darum, wie Menschen mit negativen Vorurteilen die deutsche Sprache wahrnehmen. Aber wer sich näher damit beschäftigt, wie wir reden und schreiben, kommt auch schnell zu einer positiven Wahrnehmung.