Die Vielfalt der Sprachen und in den Sprachen

In welcher Vielfalt wir Menschen sprechen können, zeigt sich schon in der reinen Anzahl unterschiedlicher Einzelsprachen, die es weltweit gibt. Je nach Schätzung und Einteilung gibt es ungefähr 6500 unterschiedliche Sprachen, die in rund 200 Sprachfamilien zusammengefasst werden. Hinzu kommt innerhalb einzelner Sprachen eine große Menge an Dialekten, Soziolekten und anderen Untergruppen. Diese Vielfalt macht das Thema erst so richtig interessant.

Das Wort „willkommen“ zeigt die Vielfalt der Sprachen.

Nicht nur Deutsch in Deutschland

In Deutschland sprechen wir Deutsch. Dieser Satz erscheint auf den ersten Blick sehr offensichtlich. Aber so einfach ist das gar nicht. Im Grundgesetz ist Deutsch als unsere Sprache jedenfalls nicht festgelegt. Ein solcher Eintrag würde sich sowieso nur auf die Standardsprache, besser bekannt als Hochdeutsch, beziehen. Die meisten Menschen in unserem Landen pflegen jedoch eine größere Vielfalt. Es gibt viele Menschen, die zweisprachig aufwachsen und neben Deutsch auch noch Türkisch, Italienisch oder eine andere Muttersprache beherrschen. Spätestens in der Schule lernen wir außerdem Englisch oder andere Fremdsprachen.

Mindestens ebenso interessant wie die Kombination mehrerer Sprachen ist die Vielfalt innerhalb der deutschen Sprache. Schließlich unterhalten wir uns auch auf Kölsch, Schwäbisch, Sächsisch oder in anderen Dialekten. Das gibt uns neben einem Heimatgefühl erweiterte Einblicke in die Möglichkeiten des Vokabulars und der Grammatik. Nur dank der Dialekte haben wir mehrere Wörter für Brötchen und besondere Phänomene wie die rheinische Verlaufsform. Unterschiedlich sprechen wir auch in unterschiedlichen Berufen, gesellschaftlichen Gruppen usw. Dann geht es um Soziolekte.

BE, AE und mehr: Vielfalt auch im Englischen

Wer Englisch als Fremdsprache lernt, wird irgendwann mit den Abkürzungen BE und AE konfrontiert. Sie stehen für British English und American English. Das Englische ist die am weitesten verbreitete Weltsprache, wenn wir Muttersprachler und Fremdsprache zusammenrechnen. Die bekannteste Unterscheidung von englischen Varietäten ist dabei eben die zwischen dem United Kingdom und den USA. Wir kennen alle die bekannten Beispiele aus dem Vokabular wie „autumn“ (BE) vs. „fall“ (AE) für den Herbst. Aber es gibt auch Unterschiede in der Schreibweise („centre“ vs. „center“) und der Aussprache.

Gerade wegen der weltweiten Verbreitung dient das Englische vielfach als Verkehrssprache. Sie wird als gemeinsame Sprache benutzt, wenn zwei Menschen die jeweilige Muttersprache des Gegenübers nicht beherrschen. So können beispielsweise ein Deutscher, ein Finne, ein Brasilianerin und eine Chinesin miteinander kommunizieren. Aber weil Englisch überall ist, haben sich noch mehr Varietäten als nur BE und AE entwickelt. Eine Englisch sprechende Person klingt in Schottland, Südafrika oder Australien ganz anders als in England oder den USA, wobei die Dialekte innerhalb der Länder noch hinzukommen.

Bereicherung durch mehrere Sprachen

Wer mehrere Sprachen beherrscht, ist nicht intelligenter als andere Menschen. Aber die Vielfalt bereichert das Leben, vor allem wenn sie möglichst früh genutzt wird. Der Spracherwerb funktioniert schließlich in jungen Jahren am einfachsten. Wir mehr kann als nur Hochdeutsch, lernt andere grammatische und sonstige linguistische Phänomene kennen, die es in unserer Standardsprache nicht gibt. Wie wir etwas sprachlich ausdrücken hängt davon ab, wie wir die Welt betrachten. Verwandschaftsverhältnisse oder Farben sind typische Beispiele dafür.

Der internationale kulturelle Austausch wird durch die Beschäftigung mit anderen Sprachen einfacher und interessanter. Gleichzeitig merkt man aber, wie schwierig eine Übersetzung manchmal sein kann. Jeder ist schon mal in Schwierigkeiten geraten, wenn man den Inhalt einer Redewendung oder eines Sprichworts vermitteln möchte.

Zwischen Muttersprache und Fremdsprache

Die meisten Menschen können sich in ihrer Muttersprache besser ausdrücken als in einer Fremdsprache, die sie erst in der Schule oder später lernen. Doch was passiert, wenn man die zweite Sprache (fast) genauso gut beherrscht wie die Muttersprache? Wenn also zum Beispiel eine Deutsche sehr gutes Englisch zeigt und ein Amerikaner fast akzentfrei Deutsch spricht. Zunächst mal kann man dann natürlich einfach zwischen den Sprachen wechseln und frei wählen, ob man lieber in der einen oder anderen Sprache miteinander redet. Man nimmt die Unterschiede und Gemeinsamkeiten noch besser wahr.

Die Erfahrungen der Freunde in dem verlinkten Video zeigen jedoch, dass der Kopf schon mal durcheinander kommen kann. Plötzlich rutschen Vokabeln und grammatischen Strukturen von der einen in die andere Sprache, obwohl sie dort nicht hingehören. Gefühlt kann man sogar die Persönlichkeit wechseln, vom eher direkten Deutschen zum übertrieben freundlichen US-Amerikaner. Die Vielfalt der menschliche Sprache geht also über das Sprechen und Schreiben hinaus.