Martin Luther ist vor allem als Reformator bekannt. Er sorgte für die Spaltung der christlichen Kirche. Durch seine Übersetzung der Bibel hatte er allerdings auch einen großen Einfluss auf die deutsche Sprache. Darum geht es in diesem Artikel.
Vom Ostmitteldeutschen zum Frühneuhochdeutschen
Luther wurde 1483 in Eisleben im heutigen Sachsen-Anhalt geboren. Durch seine Herkunft sprach er einen ostmitteldeutschen Dialekt. Zu seiner Zeit war die deutsche Sprache noch nicht so standardisiert und geregelt, wie wir es heute kennen. Seine Arbeit trug jedoch dazu bei, dass sich die sogenannte frühneuhochdeutsche Sprache entwickelte. Sie ist nach Althochdeutsch und Mittelhochdeutsch am Übergang vom Mittelalter zur Neuzeit die dritte Stufe in der Entwicklung der heutigen deutschen Sprache. Allein das zeigt schon, wie einflussreich Luther auch abseits seiner religiösen Themen war.
Die Lutherbibel und ihr Einfluss
1534 veröffentlichte Luther seine erste vollständige Übersetzung der Heiligen Schrift. Er hatte auf der Wartburg, wo er sich unter dem Decknamen Junker Jörg versteckte, daran gearbeitet. Das Werk, das unter Mithilfe anderer Theologen entstand, ist heutzutage als die Lutherbibel bekannt und enthält Texte aus dem Alten und Neuen Testament. Mit seiner Bibelübersetzung ermöglichte Luther auch Menschen, die der lateinischen Sprache nicht mächtig waren, einen Zugang zu den Texten. Daher kommt seine berühmte Aufforderung: Man müsse „dem Volk aufs Maul schauen“. Der Reformator übersetzte die Texte auch nicht wörtlich, sondern sinngemäß. In seinem Sinn. Er verfasste sogar zusätzlich den Sendbrief vom Dolmetschen, um seine Übersetzungsarbeit zu erklären.
Luther schuf neue Wörter und Redewendungen
Luthers Einfluss auf die Sprache erkennt man auch an seinem Vokabular. Bei seinem Versuch, die Bibel verständlich und anschaulich zu übersetzen, erschuf er eine Reihe neuer Wörter, die wir bis heute kennen. Dazu gehören unter anderem der Sündenbock, der Lückenbüßer, der Schandfleck, das Machtwort und der Lockvogel. Er beeinflusste übrigens auch die Großschreibung von Substantiven. Wenn wir die Zähne zusammenbeißen und nicht die Zeichen der Zeit erkennen, weil wir im Dunkeln tappen, nutzen wir Redewendungen, die Luther schuf. Außerdem brachte er ein paar Sprichwörter auf den Punkt, zum Beispiel: „Hochmut kommt vor dem Fall.“ Bei den berühmten Zitaten steht er also in einer Reihe mit Goethe und Shakespeare. Er ist ein weiterer Großmeister der Sprache.