Das Gender*chaos

Heute wurde das Gendersternchen zum Anglizismus des Jahres 2018 erklärt. Im Gegensatz zum völlig unbekannten Wort des Jahres 2018 wurde in diesem Fall ein Begriff gewählt, der im abgelaufenen Jahr wirklich ein viel beachtetes Thema betrifft. Schließlich wird die geschlechtergerechte Sprache intensiv diskutiert, zuletzt beispielsweise beim Vorstoß der Stadt Hannover. Zum Jahreswechsel wurde dann auch noch die Einführung des Geschlechts „divers“ im Personenstandsregister beschlossen.

Die Vielfalt zwischen weiblich und männlich ist unendlich.

Ich bin sehr dafür, dass Frauen besonders gewürdigt werden, weil sie sehr wichtig sind. Sie haben es verdient, genannt und berücksichtigt zu werden. Doch das geht einfacher, liebe Leserinnen und Leser, liebe Studierende, sehr geehrte Damen und Herren. Diverse andere Angebote, die angeblich zur geschlechtergerechten Sprache beitragen, sorgen hingegen für reines Chaos und erschweren die Benutzung der Sprache. Sowohl das Binnen-I als auch das Gendergap und das jetzt gekürte Gendersternchen erschweren das Lesen eines Textes, weil mitten im Wort plötzlich ein Großbuchstabe oder sogar ein Zeichen, das doch gar nicht hingehört, steht. Die Menschen, die sich so einen Unsinn ausdenken, wollen eine Lücke überbrücken, in dem sie sprachlich mitten im Wort eine Unterbrechung einführen – Logik nicht erkennbar. Aussprechen kann man diese schriftlichen Wirrungen wie LeserInnen, Wähler*innen oder Schüler_innen erst recht nicht. Deshalb hat der Rat für deutsche Rechtschreibung im November verkündet, die Aufnahme des Gendersternchen ins Regelwerk abzulehnen.

Dann auch noch divers

Noch kompliziert wird die Sache sowieso, wenn wir neben Männern und Frauen demnächst noch die diversen Geschlechter berücksichtigen. Heißt es dann der/die/das Angestellte? Wenn ein Mensch mit Nachnamen Müller heißt, aber sich weder als männlich noch weiblich betrachtet, können wir ihn weder als Herrn Müller noch als Frau Müller ansprechen. Welche Form benutzen wir dann?

Die tatsächliche Lücke

Hinzu kommt, dass man den Sprachgebrauch nicht von oben verordnen kann, weshalb Initiativen wie in Hannover zum Scheitern verurteilt sind. Sprache entwickelt sich im Laufe der Jahrzehnte und Jahrhunderte durch den täglichen Gebrauch automatisch weiter. Sie passt sich an neue Begebenheit in der Welt an. Wörter und Ausdrücke, die häufig gebraucht werden, setzen sich durch.

Achtet auf die tatsächliche Lücke!

Damit sich auch die Frauen in der Gesellschaft durchsetzen, brauchen wir keinen unter dem Vorwand der geschlechtergerechten Sprache eingeführten Unsinn. Wir brauchen gesellschaftliche und rechtliche Bedingungen, die ungleiche Bildung, Lohnungerechtigkeit, Sexismus und andere tatsächliche Diskriminierungen von Frauen verhindern, die mit dem englischen Begriff „gender gap“ gemeint sind. Wer sich dafür einsetzt, ist der wirkliche Star.