In diesen Tagen sind in Köln und Umgebung wieder die zahlreichen kölschen Lieder zu hören. Schließlich ist gerade Karneval und dabei singen die Menschen in der Region genauso gerne Kölsch, wie sie es trinken. Bei der Vielfalt der Lieder lohnt sich ein genauerer Blick auf die Inhalte. Denn in einigen Texten kann man neben dem Dialekt auch viel über Köln lernen.
Die kölschen Hymnen
Die Jecken rund um den Dom feiern gerne ihre Stadt. Daher gibt es einige Lieder, die allgemeine Lobeshymnen auf Köln sind. Das derzeit bekannteste Lied dieser Art ist wohl Viva Colonia von den Höhnern. Das Lied ist so erfolgreich, dass es sogar weit über das Rheinland hinaus bei Veranstaltungen wie ein Partyhit gespielt wird. Gewissermaßen der Vorgänger war das von der gleichen Band stammende Hey Kölle. Es erzählt von einer Stadt, die vielleicht nicht die schönste sei, aber ein weltweit einmaliges Lebensgefühl habe. Das Lied Du bes die Stadt der seit mehr als 50 Jahren aktiven Bläck Fööss argumentiert ähnlich und vergleicht Köln mit einer Frau, die ihre Macken hat, aber trotzdem schön ist. Da es die Melodie der schottischen Hymne Highland Cathedral nutzt, klingt es besonders feierlich. Eine modernere Version einer kölschen Lobeshymne liefert die junge Band Kasalla. Sie nutzt die Wörter Köln oder Kölle in ihrer Hymne gar nicht, sondern nennt sie einfach die Stadt met K. Ihre Kollegen von Cat Ballou sind sogar sprachlos und singen: Et jitt kei Wood.
Von kölschen Originale und Spezialitäten
Einige kölsche Lieder sind voller Anspielung auf Personen und andere Besonderheiten der Stadt. Um sie vollständig verstehen zu können, muss man nicht nur den Dialekt beherrschen, sondern sich auch gut mit der Stadt und ihren Traditionen auskennen. Ein relativ neuer Beitrag ist das Lied Sulang de Leechter noch brenne von Miljö. Dort werden früh im Text schon die Flitsch und die Künstler Ostermann und Millowitsch erwähnt. Im Refrain geht es dann so richtig los mit den Anspielungen, die nur Insider verstehen: „Su lang beim Lommi die Leechter noch brenne, su lang ‘ne Funk weiß, wie Stippefott jeiht, su lang dä Pitter noch schläht, dä Speimanes noch speit, jo, su lang stirv dä Kölsche nit us.“ Ähnlich vollgepackt mit Anspielung ist Mir Kölsche von den Bläck Fööss. Der Text besteht zum großen Teil aus Verweisen auf andere bekannte Lieder der Domstadt (eine ähnliche Idee wie bei Adel Tawils Lieder). Im Refrain werden dann noch „Kayjass, Köbes, Kölsch, Kamelle, Kallendresser, halven Hahn“ aufgezählt. Andere Beiträge aus der kölschen Musikszene verweisen auf die verschiedenen Kölner Veedel, also Stadtteile, so zum Beispiel Mer Losse d’r Dom en Kölle von den Bläck Fööss, die auch schon mal einen Stadtteil meiner Heimatstadt, nämlich Birkesdorf verarbeiteten (Buuredanz).
Integration op kölsch
Apropos Veedel. Da denken Kölner natürlich sofort an den Bläck-Fööss-Klassiker En unserem Veedel. Er erzählt vom Zusammenhalt in der Nachbarschaft, die bestehen bleibt, was immer auch passiert. In einem weiteren Klassiker integriert die Gruppe auch einen alten Mann, der vor der Kneipe steht, und bietet ihm an: Drink doch ene met. Außerdem zeigt sie mit Unsere Stammbaum, dass die Menschen unabhängig von ihrer Herkunft heute alle dieselbe Sprache sprechen. Wie die Höhner feststellen, sind es unabhängig von ihrer Herkunft schließlich Minsche wie mir, egal ob Büb, José, Lis oder Suleika. Um das noch zu verdeutlichen, gibt es das Lied sogar in einer zweisprachigen Version. Alle zusammen sind jedenfalls Echte Fründe.
Einfach nur feiern
Es gibt natürlich auch Lieder, die keine großen Geschichten erzählen, sondern einfach nur die Stimmung anheizen sollen. Ganz nach dem Motto der Höhner: Kumm loss mer fiere! Dann feiert der kölsche Jung (Höhner) eine superjeile Zick (Brings) mit den Pirate (Kasalla) und denkt sich: Nih mehr Fastelovend (Querbeat) ohne dich und deshalb bütz mich hück Naach (Paveier). Seid ihr jetzt gut vorbereitet auf das jecke Treiben? Hoffentlich ja. „Denn wenn et Trömmelche jeit, dann stonn mer all parat, un mer trecke durch die Stadt, un jeder hätt jesaat, Kölle Alaaf, Alaaf – Kölle Alaaf!“