Wer bekommt heute noch Aufmerksamkeit für seine Themen? Wie können sich Personen und Organisatoren, die nicht so sehr im Rampenlicht stehen, unter den immer zahlreicheren Nachrichten durchsetzen? Welche Rolle spielen digitale Kanäle und Social Media dabei? Wie wichtig diese Fragen sind, sehen wir aktuell unter anderem an der Situation im Iran.
Instagram-Accounts für Aktivistinnen
Die beiden Entertainer Joko und Klaas haben ihre bei ProSieben erspielten 15 Minuten Sendezeit in der Vergangenheit schon oft genutzt, um auf wichtige politische und gesellschaftliche Themen hinzuweisen. Daraus wurden auch schon mal sieben Stunden für die Pflege. So erreichen die Themen auch Menschen, die sich sonst weniger damit beschäftigen oder nicht so genau Bescheid wissen. In dieser Woche hat das Duo erneut für Aufsehen gesorgt. Dass Joko und Klaas die Proteste der mutigen Frauen im Iran thematisieren würden, war zu erwarten. Doch die Unterstützung geht nun weit über die 15 Minuten hinaus.
Zwei Aktivistinnen aus dem Iran bekamen nämlich nicht nur Interviews in der Sendung. Joko und Klaas übergaben ihnen auch dauerhaft ihre persönlichen Accounts bei Instagram. Dort sind seit Tagen immer neue Videos von den Protesten und Informationen über Opfer des brutalen Regimes und ähnliche Inhalte zu sehen. Während die Machthaber vor Ort versuchen, das Internet lahmzulegen und damit die protestierenden Menschen zum Schweigen zu bringen, sehen die jeweils mehr als eine Million Follower auf den bisherigen Accounts von Joko und Klaas die Inhalte und können sie weiterverbreiten. In den letzten Tagen sind die Follower-Zahlen auf beiden Seiten schon deutlich gestiegen.
Wer bekommt Aufmerksamkeit in der Nachrichtenflut?
Wer das Glück hat, in einer Demokratie mit Meinungsfreiheit zu leben, kann mittlerweile unendlich viele Nachrichten und Neuigkeiten finden. Bei klassischen Medien wie Zeitungen und Fernsehsendern sorgt die Redaktion mit ihrer Gatekeeper-Funktion dafür, dass die Inhalte gefiltert werden. Nur Meldungen, die die Journalisten relevant genug finden, werden gedruckt oder ausgestrahlt. Im besten Fall erfüllen sie auch noch eine zweite Rolle: Sie erklären komplizierte Inhalte und Zusammenhänge, so dass möglichst viele Nutzer sie verstehen.
In der digitalen Welt ist das anders. Google wird schon mal als „allwissende Müllhalde“ bezeichnet, weil es dort so unendlich viele Inhalte gibt. Wer eine Website betreibt, muss entweder auf irgendeine Weise prominent sein oder in der Suchmaschine weit oben erscheinen, um wahrgenommen zu werden. Wie das Ranking der Suchergebnisse funktioniert, weiß niemand so genau. Denn hier entscheiden Algorithmen, also letztlich Maschinen. Das gilt umso mehr für Social-Media-Plattformen wie Instagram, Facebook und Tiktok. Im Kampf um Aufmerksamkeit haben es Inhalte, die nicht von bekannten Organisationen oder Prominenten gepostet werden, also schwer. Wer diesen Schritt jedoch schafft, kann die Plattformen gut nutzen.
Die richtigen Inhalte finden
Wichtig auf dem Weg zu mehr Aufmerksamkeit ist zunächst mal, Präsenz zu zeigen. Wer heutzutage online nicht zu sehen ist, findet außerhalb seines persönlichen Umfelds nicht statt. Vor allem für die jüngeren Generation ist es heute selbstverständlich, auf den Social-Media-Plattformen regelmäßig mehr oder weniger wichtige Informationen zu posten. Ein Account ist leicht zu erstellen. Doch die Inhalte sieht niemand, wenn man keine Follower hat. Also muss man sich vernetzen, indem man sich Freunde sucht und interessanten Seiten und Profilen folgt. Letztlich funktioniert das alles erstmal wie das Netzwerken in der Offline-Welt, auch als Vitamin B bekannt.
In der Offline-Welt gibt es allerdings keine Algorithmen. Diese Maschinen müssen von uns trainiert werden, um zu lernen, welche Inhalte zu den eigenen Interessen passen. Eine weitere Schwierigkeit ist dabei, dass die Maschinen nicht zwischen gut und böse unterscheiden können. Wir brauchen also genug Medienkompetenz, um die seriösen Meldungen von Fake News und der vor allem in Kriegszeiten allgegenwärtigen Propaganda zu unterscheiden. Darum ist es so wichtig, Menschen wie den iranischen Aktivistinnen unsere Aufmerksamkeit und damit eine Stimme zu geben. Das können wir durch die bekannten Funktionen wie Liken, Kommentieren und Teilen fördern.
Aufmerksamkeit für Außenseiter
Nicht nur in solchen extremen Fällen, wo es um Leben und Menschenrechte geht, bieten Social Media und andere Websites Außenseitern eine Chance. Das gleiche Prinzip können wir beispielsweise auf die sogenannten Randsportarten anwenden. Es bringt letztlich nichts, sich darüber aufzuregen, dass der Fußball in Deutschland allmächtig ist. Wenn man im Fernsehen kaum Sendezeit bekommt, hat man im Internet unendlich viel Platz, um sich zu präsentieren. Wie das funktionieren kann, zeigt die Volleyball-Bundesliga der Männer seit der vergangenen Saison. Die Spiele werden unter der Marke Bouncehouse auf der Streamingplattform Twitch live und vollständig gezeigt und mit umfangreicher Vor- und Nachberichterstattung aus einem eigenen Studio ausgestattet. Hinzu kommen regelmäßige Formate auf Youtube, die Sport und Unterhaltung verbinden, und intensive Aktivitäten auf Social Media. So präsentiert man sich modern und erreicht neue Fans.
Positiv kommunizieren und was lernen
Zeigen, wie es besser geht. Menschen motivieren. Oder kurz gesagt: positiv kommunizieren. Auch das ist wichtig, wenn man echte, dauerhafte Aufmerksamkeit erreichen möchte. Natürlich gibt es immer noch die Schreihälse, die Lautstärke mit Intelligenz verwechseln. Ja, es ist immer gefährlich, wenn Menschen in einer Blase mit negativen Inhalten feststecken, und ja, Algorithmen mögen schlechte Nachrichten. Aber diese Schreihälse erhalten Gegenwind. Der Wind wird immer stärker, je mehr positive und schöne Inhalte wir zeigen. Es gibt nicht nur Müll im weltweiten Netz, sondern auch Seiten wie das Good News Magazin. Wer die Online-Kanäle richtig nutzt, kann außerdem eine Menge lernen.
Letztlich gilt dann im Kampf um Aufmerksamkeit das alte Motto: Du hast keine Chance, also nutze sie!