In diesen Tagen wird anlässlich eines aktuellen Angriffs wieder überall vom „Datenklau“ gesprochen. Egal ob man diesen knappen Begriff für die Schlagzeile oder die etwas längere Version „Datendiebstahl“ benutzt: Beide Wörter sind zumindest aus sprachlicher Sicht völliger Unsinn. Das haben auch die Sprachexperten der Floskelwolke nochmal klargestellt.
Denn ein Diebstahl setzt voraus, dass eine Person ohne Erlaubnis einer anderen Person etwas wegnimmt. Doch bei Vorfällen wie der aktuellen Geschichte werden Daten nur kopiert. Auf dem ursprünglichen Speichermedium bleiben sie erhalten. Korrekt wäre also, von einer illegalen Kopie oder einem Hackerangriff zu sprechen. Wie man einen seriösen Bericht schreiben kann, ohne von Klau oder Diebstahl zu reden, zeigt beispielsweise Heise online.
Der „Datenklau“ ist nicht der einzige Fall, in dem der alltägliche Gebrauch vom fachlichen, wissenschaftlichen Hintergrund abweicht. Ein anderes, oft verwendetes Beispiel ist der Quantensprung. Er gilt als Beschreibung für einen großen Fortschritt, einen weiten Schritt nach vorne. Dabei ist es in Wirklichkeit ein winzig kleiner Schritt, nämlich beim Übergang von Atomen in einen anderen Energiezustand. Mit diesem Hintergrundwissen wirken Berichte über einen Quantensprung beispielsweise in der technischen Entwicklung seltsam. Ein drittes Beispiel ist die Platzangst. Die meisten Menschen verstehen darunter die Angst vor engen Räumen; demnach hat man wenig Platz. Eigentlich ist Platzangst aber die Angst vor weiten Plätzen, also wieder das Gegenteil.
Da beim Quantensprung und der Platzangst mittlerweile jeweils beide Bedeutungen weit verbreitet sind, ordnet man sie auch in die Kategorie der Januswörter ein. Solche Wörter, zu denen (unabhängig vom Gegensatz Fachsprache – Alltagssprache) weitere Begriffe wie einstellen oder umfahren zählen, sind nach Janus, dem römischen Gott des Anfangs und Endes, benannt. Der Gott wird mit zwei entgegengesetzten Gesichtern dargestellt und war auch Namensgeber des Monats Januar.