Viele Filme, die wir in Deutschland im Kino oder im Fernsehen bzw. Streamingangebot sehen, sind keine deutschen Produktionen. Im Original sprechen die Schauspieler Englisch oder eine andere Fremdsprache. Um die Filme auch ohne Sprachkenntnis zu verstehen, brauchen wir eine Synchronisation oder Untertitel. Beides hat seine Vor- und Nachteile.
Synchronisation: Leicht verständlich, wenig authentisch
In Deutschland sind synchronisierte Filme weit verbreitet. Statt der originalen Stimmen der Schauspieler hören wir die Stimmen der Synchronsprecher in deutscher Sprache. Das hat den Vorteil, dass die Inhalte für uns leicht zu verstehen sind. Wir brauchen keine ausgeprägten Fremdsprachenkenntnisse und müssen auch keine Untertitel mitlesen, während wir uns einen spannenden Film ansehen. Vielfach kritisiert wird an diesem Verfahren jedoch, dass es nicht so authentisch ist. Wenn sich US-Amerikanerinnen in New York, Franzosen in Paris oder Japaner in Tokio unterhalten, wirkt es einfach etwas seltsam, wenn sie dabei Deutsch sprechen. Bei Schauspielern mit markanten Stimmen kann ihr Klang auch wesentlich zur Atmosphäre der Handlung beitragen. Durch die Synchronisation geht das verloren, egal wie gut die deutsche Stimme ist.
Neben diesen Aspekten, die man als Geschmacksfragen einordnen könnte, gibt es einige praktische Schwierigkeiten. Vor allem in Nahaufnahmen sehen wir die Lippenbewegungen der sprechenden Personen. Die Wörter in der Übersetzung erfordern jedoch andere Bewegungen des Mundes. Da ist es eine Herausforderung, die Übersetzung möglichst passend zu gestalten. Daher darf der deutsche Text auch nicht wesentlich länger oder kürzer sein als das Original. Hinzukommen all die Aspekte, die wir von der Übersetzung literarischer Werke oder anderer schriftlicher Texte kennen. Dazu gehören die falschen Freunde, also vermeintlich ähnliche Wörter in zwei Sprachen, die aber ganz unterschiedliche Bedeutungen haben. Redewendungen und Ausdrücke aus Fachsprachen können ebenfalls Stolperfallen sein.
Für eine gute Synchronisation ist außerdem zu beachten, dass Kommunikation mehr umfasst als die ausgesprochenen Wörter. Es kommt auch auf die Betonung an. Die Emotionen, die durch den Klang der Stimme vermittelt werden, müssen beachtet werden. All das müssen die Synchronsprecher neben dem eigentlichen Inhalt der gesprochenen Texte rüberbringen.
Untertitel: Authentischer, aber anstrengender
Die Alternative zur Synchronisation bilden die Untertitel. Wenn wir uns heutzutage einen Spielfilm auf DVD, Blu-Ray oder beim Streamingdienst ansehen, können wir meistens frei wählen, welche gesprochene Sprache und welchen Untertitel wir nutzen möchten. Beispielsweise können wir die originale englische Sprachversion mit deutschen Untertiteln einstellen.
Einige der beschriebenen Nachteile der Synchronisation fallen damit weg. Wir hören die Schauspieler in der passenden Sprache reden und bekommen alle Emotionen und nichtsprachliche Teile der Kommunikation mit. Daher wird das ganze Filmerlebnis authentischer. Die Produzenten müssen sich auch nicht darum kümmern, möglichst lippensynchrone Texte zu schaffen.
Die Übersetzungsfallen mit falschen Freunden etc. gelten jedoch für untertitelte Filme genauso. Hinzu kommen andere Schwierigkeiten. Die Zuschauer sind doppelt gefordert: Sie müssen die bewegten Bilder im Blick behalten, aber gleichzeitig die eingeblendeten Texte möglichst schnell lesen und den passenden Personen zuordnen. Gerade bei Dialogen, in denen in kurzer Zeit viel gesprochen wird, ist es daher wichtig, die Untertitel so zu gestalten, dass klar ist, welcher Text zu welcher Person gehört. Außerdem dürfen die schriftlichen Texte nicht viel länger oder kürzer als sein als die gesprochenen Versionen.
Interessant ist die Nutzung von Untertiteln auch für das Lernen und Festigen von Fremdsprachen. Es gibt Untersuchungen, die zeigen, dass Menschen, die eher untertitelte statt synchronisierte Filme nutzen, bessere Fremdsprachkenntnisse haben. Schließlich bekommen sie mehr Input aus der anderen Sprache.
Mein Fazit: Lieber Untertitel
Wenn ich mir Filme ansehe, bevorzuge ich die Version mit Untertiteln. Das ist nicht immer möglich. Bei Filmen, die im linearen Fernsehen laufen, gibt es die Möglichkeit in Deutschland so gut wie nie. Auch bei aus dem Fernsehen aufgenommene Filme fehlt die Möglichkeit. Aber bei DVDs und im Streaming gehe ich immer auf die Originalsprache. Englischsprachige Filme kann ich mit meinen Sprachkenntnisse sowieso relativ gut verfolgen. Da helfen die Untertitel vor allem, wenn schnell und viel gesprochen wird oder wenn es um komplizierte Themen mit Fachbegriffen geht.
Wichtiger als die Frage, welche Version man bevorzugt, ist und bleibt jedoch die Handlung. Ein guter Film ist eben einfach gut, egal in welcher Sprache.