Zunächst mal ein paar Fakten. Der Bindestrich ist ein schriftliches Zeichen, genauer gesagt eine Funktion, für die der sogenannte Viertelgeviertstrich verwendet werden kann. Er dient hauptsächlich dazu, mehrteilige Wörter zu verbinden, die nicht zusammengeschrieben werden. Dabei kann es um eine Zusammensetzung mit einem einzelnen Buchstaben wie bei der U-Bahn, gleichrangige Bestandteile wie deutsch-französische Grenze oder Doppelnamen wie Nordrhein-Westfalen gehen. Wichtig, aber zu selten beachtet ist er bei mehrteiligen Kopplungen wie Harry-Potter-Roman.
Einen regelrechten Hype erlebt das kleine Zeichen derzeit in der Politik. Los ging es, als die SPD das Gesetz zur Weiterentwicklung der Qualität und zur Verbesserung der Teilhabe in Tageseinrichtungen und in der Kindertagespflege vorstellte. Man kennt es aber weder unter diesem ewig langen Namen noch in der kürzeren Version KiTa-Qualitäts- und Teilhabeverbesserungsgesetz oder mit der Abkürzung KiQuTG. Bekannt wurde es als Gute-Kita-Gesetz. Der Trend war gesetzt und wenig später folgten das Starke-Familien-Gesetz, die Respekt-Rente und Seehofers Geordnete-Rückkehr-Gesetz. Eine Bindestrich-Flut überschwemmt Deutschland.
Bindestriche zu benutzen ist immer noch besser, als Leerzeichen in Komposita zu setzen. Doch in den genannten Fällen aus der Politik führt es eher dazu, dass die Gesetze mit den dahinterstehenden Plänen nicht ernst genommen werden, wie beispielsweise die Tagesschau-Kolumne „Divis ex machina“ zeigt. Titel wie Gute-Kita-Gesetz wirken kindlich und nicht wie seriöse Politik. Außerdem sind die Bindestrich-Titel mit all den positiven Wörtern wie gut, stark und Respekt schöngefärbt. „Geordnete Rückkehr“ klingt halt besser als Abschiebung.
Natürlich sollten Politiker verständlich reden und eher schwierige, abstrakte Wörter wie Teilhabe möglichst vermeiden. Aber sie sollten auch sachlich bleiben und Probleme nicht verdecken, sondern lösen. Ein neutraler Titel wie Gesetz zu Kindertagesstätten oder Abschiebungsgesetz wäre also besser.