Wer an Latein denkt, spricht fast reflexartig davon, dass es eine tote Sprache sei. Doch wer genauer nachdenkt, erkennt irgendwann, dass die Sprache der alten Römer auch heute noch lebendig ist. Denn man kann nicht nur eine Menge über Grammatik lernen, sondern auch andere Fremdsprachen und die Geschichte besser verstehen. Deshalb hier nun einige Gründe pro Latein.
Falsche Vorurteile über Latein
Wozu soll ich eine tote Sprache lernen? Die Grammatik mit all den Fällen ist viel zu kompliziert. Diese alten Geschichten sind langweilig. Solche Vorurteile kenne ich als Nachhilfelehrer, der sich viel mit Latein beschäftigt. Sie sind alle falsch. Wer sich näher mit der Sprache beschäftigt, erkennt die Vorzüge, die man bekommt, wenn man sich für dieses Thema öffnet und mal etwas nachdenkt. Nach den falschen Vorurteile gibt es nun also ein paar richtig gute Gründe dafür.
Betteres Verständnis für Grammatik
Ja, die lateinische Grammatik ist auf den ersten Blick kompliziert. Es gibt zusätzliche Fälle wie den Ablativ und zunächst seltsam anmutende Konstruktionen wie AcI und Ablativus absolutus. Doch wenn man zum Beispiel mal die Konjugationen, also die Verbformen in verschiedenen Zeiten, in einer Tabelle untereinander schreibt, wird es schon viel leichter. Denn dann erkennt man Strukturen und ähnliche Endungen in verschiedenen Formen. Man braucht einfach ein bisschen strukturiertes Denken. Das gilt auch beim Übersetzen. Wenn man sich das Verb ansieht, überlegt, welche Informationen noch gebraucht werden, was von den Endungen her zusammenpasst, wird das Übersetzen viel einfacher und logischer.
Latein schult also das Grammatikverständnis und das logische Denken. Dieser Gedanke geht sogar noch weiter. Habt ihr euch schon mal gefragt, warum beispielsweise Dativ und Akkusativ so heißen? Der Begriff Dativ kommt von dare = geben (Wem gebe ich etwas?) und im Akkusativ steht accusare = anklagen (Wen klage ich an?). So kann man sich auch grammatische Begriffe leichter merken.
Fremdwörter und Fremdsprachen besser verstehen
Viele Fremdwörter haben ihre Wurzeln in der lateinischen oder griechischen Sprache. Das betrifft vor allem solche Fremdwörter, die sich nicht auf moderne Technik u.ä. beziehen und eher aus dem Englischen kommen. Wer nun die lateinischen Wurzeln kennt, muss sich das Fremdwort nicht als solches merken, sondern kann die Bedeutung ableiten. Noch enger in die deutsche Sprache integriert sind die Lehnwörter, also solche Wörter, die sich an die neue Sprache angepasst haben. Eine umfangreiche Übersicht zeigt die Wikipedia.
Eine ähnliche Verbindung kann man nicht nur mit Fremdwörtern, sondern auch Fremdsprachen herstellen. Am deutlichsten wird dies bei Italienisch, Spanisch und Französisch. Diese Sprachen gehören nämlich zur Gruppe der sogenannten romanischen Sprachen. Sie tragen diese Bezeichnung, weil sie sozusagen die direkten Nachfahren der alten Römer-Sprache sind. Aber auch viele englische Wörter kann man mit Lateinkenntnissen besser verstehen.
Nebenbei Geschichtsunterricht und legendäre Geschichten
Viele Texte in den Lateinbüchern sind natürlich auch eng mit der Geschichte des alten Roms verbunden. So erfährt man einiges über die Ausbreitung des Römischen Reiches mit den ganzen Schlachten, über die Stadt Rom selbst, über Caesar und all die anderen wichtigen Römer. Man weiß dann, was der Limes ist und was Rom mit sieben Hügeln zu tun hat. Für all das braucht man keinen zusätzlichen Geschichtsunterricht zu besuchen.
Hinzu kommen noch all die Legenden und Mythen. Schon mal was von Romulus und Remus gehört? Von Jupiter und all den anderen Göttern? Auch darüber lernt man einiges, wenn man Latein lernt. Die Grenzen zur griechischen Mythologie mit Troja, Minotaurus und vielem mehr sind dabei fließend. Es sind einfach spannende Geschichten und Lesen bildet.