„Können wir das schaffen?“ – „Yo, wir schaffen das!“ Diesen einfachen Dialog kennt wegen einer Fernsehserie heute wohl jedes Kind. In diesem Beitrag soll es jetzt um das erste Wort dieses Dialogs gehen: können. Denn das wird zu oft und oft falsch benutzt.
Die Grammatik des (modalen) Hilfsverbs
Zunächst mal graue Theorie, bevor es gleich anschaulicher wird. Grammatisch gesehen ist können ein Hilfsverb. Es heißt so, weil es dem Verb sozusagen hilft. Genauer gesagt handelt es sich in diesem Fall um ein Modalverb. Das Wort sagt also etwas darüber aus, in welcher Art etwas geschieht. Es macht einen Unterschied, ob wir etwas schaffen können, schaffen wollen oder schaffen müssen. Ob ich etwas tun soll oder tun möchte, ergibt auch jeweils eine andere Aussage.
Zwei wesentliche Bedeutungen
Schauen wir doch mal in den Duden. Dort sind im Eintrag zum Wort können mehrere Bedeutungen und Verwendungsmöglichkeiten aufgeführt. Diese lassen sich auf zwei wesentliche Bedeutungen reduzieren. Wenn ich etwas tun kann, habe ich entweder die Fähigkeit oder die Möglichkeit dazu. Anders ausgedrückt: Ich bin dazu in der Lage oder es gibt die passenden Voraussetzungen dafür. Beispiel: Ich kann diesen Blog-Beitrag schreiben. Denn ich beherrsche die deutsche Sprache (Fähigkeit) und besitze einen PC mit Internet-Verbindung und einen WordPress-Account (Möglichkeit). Aber ich kann diesen Beitrag nicht nur schreiben. Ich schreibe ihn auch tatsächlich.
Mehr als Können
Damit sind wir beim springenden Punkt, auf den ich hinauswill. Das Wort können wird oft unsinnig oder falsch verwendet. Besonders deutlich wird das, wenn das Wort in der Vergangenheitsform steht. In Berichten über Sportereignisse lese ich zum Beispiel oft Sätze wie: „Die Mannschaft XY konnte das Spiel für sich entscheiden.“ Zu dem Zeitpunkt steht allerdings schon fest, dass Mannschaft XY das Spiel gewonnen hat. Sie hat nicht die Möglichkeit oder Fähigkeit zum Sieg, denn der Sieg ist bereits Realität. Gerade in der Vergangenheitsform wäre solch ein Satz nur sinnvoll, wenn die Mannschaft die Chance nicht genutzt und das Spiel verloren hat. Zum Beispiel, weil sie trotz der auf dem Papier deutlich besseren Spieler (Fähigkeit) und vieler guter Angriffe (Möglichkeit) nicht genug Tore oder Punkte erzielt hat.
Der Baumeister und der US-Präsident
Im eingangs erwähnten Dialog stellt Bob, der Baumeister die Frage, ob wir das schaffen können. Es steht noch nicht fest, ob das Bauprojekt gelingt und er ist sich nicht sicher, ob seine Mitarbeiter die Aufgabe meistern. Daher verwendet er das Hilfsverb in der Frage korrekt. Seine Mitarbeiter sind sich sicher, dass die Arbeit gelingt, und sagen es deshalb zuversichtlich ohne Hilfsverb.
Im englischsprachigen Original der Serie lautet die Antwort übrigens: „Yes, we can“. Das ist identisch mit dem Wahlkampf-Motto des ehemaligen US-Präsidenten Barack Obama. Er verwendete den knackigen Spruch mit dem Hilfsverb, um seine Wähler und die ganze Nation zu motivieren. Er wollte damit zeigen, was er und das Volk gemeinsam erreichen können. Schließlich gelten die Vereinigten Staaten ja als „Land der unbegrenzten Möglichkeiten“.