Fun Facts aus der Sprachwissenschaft

Wenn man sich länger mit der Sprachwissenschaft beschäftigt, lernt man immer mehr interessante und spannende Fakten über diverse Sprachen und andere Themen aus der Linguistik. Deshalb zeige ich heute mal ein paar Beispiele für solche Fun Facts.

Die Sprachwissenschaft bietet viele interessante Geschichten.

Sprachfamilien

Weltweit gibt es mehrere tausend Sprachen. Diese sind aufgrund ihrer Geschichte oder anderen Merkmal in verschiedene Sprachfamilien eingeteilt. Dabei gibt es kuriose Verbindungen. So ist das Finnische nicht, wie man vermuten würde, mit anderen Sprachen aus Skandinavien wie Schwedisch oder Norwegisch verwandt, sondern mit dem geografisch relativ weit entfernten Ungarisch. Es ist die finno-ugrische Sprachfamilie.

Sehr viele Sprachen auf engem Raum gibt es hingegen auf der Insel Papua-Neuguinea. Die Papuasprachen umfassen mindestens 700 Sprachen.

Unsere deutsche Sprache gehört u.a. mit dem Englischen und Niederländischen zu den germanischen Sprachen. Eine Variante aus der Pfalz breitete sich bis in die Vereinigten Staaten aus, nämlich das Pennsylvania Dutch, das hauptsächlich im gleichnamigen Bundesstaat vorkommt.

Sprachliche Besonderheiten

In einigen Sprachen finden wir Phänomene, die es wir aus dem Deutschen nicht kennen. Ein Beispiel ist die Vokalharmonie im Türkischen. Das bedeutet, dass es von den Vokalen in einem Wort abhängt, welche Endung gewählt wird. So gibt es für die Pluralbildung die Endungen -ler und -lar. Die erste Version kommt bei sogenannten vorderen, also vorne im Mund gebildeten Vokalen (e, i und die Umlaute ö, ü) zum Einsatz, die andere entsprechend bei hinteren Vokalen (a, o, u und der türkische Vokal ı ohne Punkt). So heißen die Katzen auf türkisch kediler und die Kinder çocuklar.

In Tonsprachen wie den chinesischen Sprachen hat sogar die Betonung eines Wortes einen Einfluss auf die Bedeutung. Je nachdem ob ein Wort mit steigender, gleichbleibender oder fallender Betonung ausgesprochen wird, hat es völlig unterschiedliche Bedeutungen. Ansatzweise kennen wir sowas auch im Deutschen. Da macht es zum Beispiel, ob wir ein Hindernis umfahren (vorne betont), also dagegen krachen, oder das Hindernis umfahren (in der Mitte betont), also daran vorbeikommen.

Stark vereinfacht sind hingegen die Pidginsprachen. Viele solcher Sprachen entstanden zum Beispiel in der Kolonialzeit. Die neuen Machthaber brachten ihre Sprache wie Englisch oder Französisch mit und daraus wurden Pidginsprachen, um sich mit den neuen Menschen vor Ort zu verständigen. Diese Sprachen sind in ihrer Struktur stark vereinfacht, indem zum Beispiel Endungen von Wörtern wegfallen. In manchen Fällen passiert es, dass sich diese Notlösung zu einer dauerhaften Lösung entwickelt. Dann bezeichnet man das Ergebnis als Kreolsprache.

Alphabete und Schriften

Wir kennen vor allem das Alphabet von A bis Z, das wir im Deutschen um die Umlaute ä, ö und ü sowie die Ligatur ß ergänzt haben. Aber es gibt noch viel mehr Alphabete, zum Beispiel das griechische (von den ersten Buchstaben α und β kommt der Begriff Alphabet) und das kyrillische (zum Beispiel im Russischen). Sogar auf 41 Zeichen kommt als Rekordhalter in dieser Disziplin die glagolitische Schrift.

Ein eher spielerisches Phänomen ist das Pangramm. Wir kennen es von der Schriftauswahl in Textverarbeitungsprogrammen. Es handelt sich um Sätze, die alle Buchstaben des Alphabets enthalten. Bekannte Beispiele sind „Franz jagt im komplett verwahrlosten Taxi quer durch Bayern.“ und „Falsches Üben von Xylophonmusik quält jeden größeren Zwerg.“ sowie auf Englisch „The quick brown fox jumps over the lazy dog.“

Man könnte meinen, dass mittlerweile alle Schriften von schlauen Sprachwissenschaftler und Lingustinnen entschlüsselt wurden. Doch es gibt ein berühmtes Gegenbeispiel ist das Voynich-Manuskript. Das Dokument stammt wahrscheinlich aus dem 15. oder 16. Jahrhundert. Die darin verwendete Schrift hat bisher niemand entschlüsselt. Daher ist auch der Inhalt dieses Textes unklar.

Mit und ohne Ton

Man muss nicht unbedingt hörbar sprechen oder schriftlich kommunizieren, um sprachliche Informationen zu übermitteln. Für gehörlose Menschen gibt es außerdem die Gebärdensprachen. Ja, ich sage das Wort bewusst im Plural. Denn genau wie bei den Lautsprachen gibt es eine Vielzahl von Gebärdensprachen, zum Beispiel die Deutsche Gebärdensprache (DGS) und die American Sign Language (ASL). Sogar taubblinde Menschen können übrigens kommunizieren, wie es Helen Keller eindrucksvoll gezeigt hat.

Ganz auf Tönen beruht hingegen die Onomatopoesie. Damit bezeichnet man Wörter, die Geräusche nachahmen. Dazu gehören die Tierlaute „miauen“ und „muhen“ sowie das „Wauwau“ des Hundes. Apropos Tiere: Der Kuckuck heißt nach seinem Geräusch so. Andere Beispiele wie „seufz“ und „keuch“ kennt man aus Comics.

Bisher ging es vor allem um Unterschiede und Besonderheiten in einzelnen Sprachen. Es gibt jedoch einige grundsätzliche Eigenheiten, die alle oder viele Sprachen gemeinsam haben. Daraus haben die Forscher die Sprachuniversalien ermittelt. Mit einer Universalgrammatik wird dann auch erklärt, wie kleine Kinder eine Sprache erwerben. Denn egal wie wir sprechen, vor allem sind wir alle Menschen.