Im Rahmen der Maßnahmen zur Eindämmung der Covid19-Pandemie, mit denen wir uns seit einiger Zeit befassen müssen, wird darüber diskutiert, inwiefern die Regierung die Freiheit der Bürger einschränken darf und ob das sinnvoll ist. Diese Situation nehme ich zum Anlass, mir mal ein paar freie Gedanken zur Freiheit zu machen.
Freiheit in der Sprache
Beginnen wir mal mit der sprachlichen Betrachtung. Die Etymologie des Wortes, also die Wortherkunft bringt das Adjektiv frei mit lieb und friedlich in Verbindung. Die Verbindung zur Liebe erkennen wir heute noch in dem veralteten Begriff freien für eine Liebesbeziehung. Auch der freie Hals eines nicht versklavten Menschen soll bei der Entwicklung des Worts eine Rolle gespielt haben. Die Brüder Grimm bringen frei in ihrem berühmten Wörterbuch außerdem mit der Göttin Frija in Verbindung, von deren Namen der Freitag abgeleitet ist. Heute gibt es eine Menge Bedeutungen des Wortes Freiheit, das auch in vielen verschiedenen zusammengesetzten Wörtern auftritt. Das Wiktionary bietet dazu einen schönen Überblick.
Freiheit als Menschenrecht
Freiheit wird zunächst mal so wahrgenommen, dass man nicht eingesperrt ist und sich frei bewegen kann. Allein das ist für viele Menschen leider nicht selbstverständlich in ihrem Alltag. Das gilt nicht nur Gefängnisinsassen, sondern auch für Menschen, die in einer Diktatur leben. Wir kennen solche Zustände u.a. aus der dunkelsten Zeit der deutschen Geschichte, aus Gesellschaften mit Sklaven und in der Gegenwart aus Staaten wie Nordkorea. Wer einen Eindruck bekommen möchte, was es bedeutet, sich nicht frei bewegen zu können, kann beispielsweise Anne Franks Tagebuch lesen.
In einer Gesellschaft, die die Freiheit als wichtiges Gut ansieht, können wir frei entscheiden, was wir wann, wo und mit wem tun. In Deutschland haben wir diese Garantie durch die Grundrechte, die den Kern unseres Grundgesetzes bilden. Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte bringt es zu Beginn ebenfalls auf den Punkt: „Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren.“ Zu den Grundrechten gehören u.a. so wichtige Dinge wie die Meinungsfreiheit, die Religionsfreiheit und die Pressefreiheit. Wegen solcher Garantien bezeichnet man ein System, wie wir es heutzutage in Deutschland haben, als freiheitlich-demokratische Grundordnung. Die Freiheit gehört auch zum Dreiklang, der in unserer Nationalhymne steckt: Einigkeit und Recht und Freiheit.
Die persönliche Freiheit eines Menschen ist in einer Demokratie uneingeschränkt, solang er sich bei seinen Handlungen an die geltenden Gesetze hält. Dabei sind oft Abwägungen nötig und in einzelnen Fällen kommt es zu Diskussionen. Benjamin Franklin sagte dazu: „Wer die Freiheit aufgibt, um Sicherheit zu gewinnen, der wird am Ende beides verlieren.“ So muss man bei der Meinungsfreiheit auch mal Meinungen aushalten, die nicht zur eigenen Überzeugung passen. Die Kunstfreiheit geht ziemlich weit, wenn es zum Beispiel um Satire geht, ist aber kein Freibrief, um andere Menschen anzugreifen.
Kampf um Freiheit
Heute geben verschiedene Arten von Freiheitsindizes an, wie weit ein Staat in dieser Disziplin fortgeschritten ist. In der Geschichte gibt es viele Beispiele von Menschen und Gesellschaften, die dafür kämpften, von einem unfreien Zustand in die Freiheit zu gelangen. Dazu gehören historische Ereignisse wie die Französische Revolution, bei der es um „Liberté, Égalité, Fraternité“, also Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit ging. Im Zuge dieser Bewegung entstand auch eines der berühmtesten Bilder zum Thema. Eugène Delacroix malte La Liberté guidant le peuple (Deutsch: Die Freiheit führt das Volk) mit der Nationalheldin Marianne in der Mitte:
Künstlerische Darstellungen
Damit sind wir auch schon bei der Darstellung von Freiheit in der Kunst. Das wohl berühmteste Kunstwerk, das einem bei diesem Stichwort einfällt, ist die Freiheitsstatue als Erinnerung an die Menschen, die mit der Unabhängigkeitserklärung der USA auch Freiheit anstrebten. Noch heute geht es in der Nationalhymne um „the land of the free“, das Land der Freien. Weite Landschaften mit möglichst unberührter Natur in großen Ländern wie den USA oder Australien gelten traditionell als Symbol für Abenteuer und Freiheit. Ein Amerikaner lieferte auch die Hymne zum Freiheitskampf in Ostdeutschland: „I’ve been looking for freedom, I’ve been looking so long. I’ve been looking for freedom, still the search goes on.“ Ungefähr zur gleichen Zeit veröffentlichte Westernhagen seine Hymne: „Freiheit, Freiheit, ist das Einzige, was zählt.“ Die Freiheit wurde in vielen anderen Liedern mehr oder weniger deutlich besungen. Berühmt wurde auch ein altes Volkslied: „Die Gedanken sind frei“.
Philosophie und freier Wille
Dieses Lied bildet den Übergang zur philosophischen Betrachtung der Freiheit. Voltaire mit seinen Gedanken zur Meinungsfreiheit und Immanuel Kant mit seiner Betonung von Vernunft und dem kategorischen Imperativ sind dabei zwei der wichtigsten Denker. Intensiv diskutiert wurde und wird die Willensfreiheit. Gibt es wirklich einen freien Willen? Inwiefern tut man etwas wirklich im wahrsten Sinne des Wortes freiwillig? Kann der Mensch freie Entscheidungen treffen oder wird er von seiner Umgebung oder was auch immer fremdbestimmt? Die daraus resultierende Frage, ob ein freier Mensch für seine Entscheidungen verantwortlich ist, zeigt sich auch bei ganz modernen Themen, wenn es beispielsweise um autonomes Fahren oder andere Anwendungen mit künstlicher Intelligenz geht.
Positive und negative Freiheit
Wichtig ist außerdem noch der Gegensatz zwischen positiver und negativer Freiheit. Die positive Seite bezieht sich darauf, dass man die Freiheit hat, etwas zu tun. Es ist die Freiheit, die durch entsprechende Rechte ermöglicht wird. Bei der negativen Freiheit bezieht sich das Adjektiv darauf, dass man frei von etwas ist, also frei von Zwängen, frei von Sorgen oder frei von Krankheit. Letzteres wollen wir alle in der Corona-Zeit des „Bleib gesund“ sein und damit schließt sich der Kreis.